Biene in Oregano

Imkerei: Der summende Balkon

Die Beschäftigung mit der Natur und eine gesunde, unverfälschte Ernährung – das wünschen sich viele Städter. Die Selbstversorgung mit eigenem Honig passt perfekt in das Konzept. Doch wie geht das?


Jutta Junge, Hannover


Die Bewohner holen sich immer mehr ein Stück Natur in ihre Städte. Dazu gehört vor allem der Anbau von eigenem Gemüse (urban gardening), beispielsweise auf Freiflächen vor Mehrfamilienhäusern, auf Dächern, in Parks, auf dem Balkon. Und auf dem Balkon lässt sich sogar Honig „ernten“ (urban beekeeping). Das ist gar nicht so schwer, wie man vielleicht denken mag.

Großes Nahrungsangebot für Bienen

Nahrung findet die Honigbiene in der Stadt mehr als genug: Bepflanzte Dachterrassen und Balkone, Blumenwiesen, Alleen, Stadtparks, Friedhöfe und Kleingärten bieten ein umfangreiches Nahrungsangebot. In der Stadt blüht immer etwas. Das tut der Natur, den Bienen und dem Menschen gleichermaßen gut.

Binenksite auf dem Balkon
Imkern auf dem Balkon (Foto: Mellifera e. V.)

Bienenkiste als Bienenheim

Bienenhaltung ist dank der von Mellifera e. V. entwickelten Bienenkiste fast überall möglich. Die Kiste passt mit ein Meter Länge, 50 Zentimeter Breite und  21 Zentimeter Höhe auf Dachterrassen und Balkone. In der Bienenkiste werden die Bienen wesensgemäß gehalten und so weit wie möglich in Ruhe gelassen. Das erspart ihnen Stress. Die wesensgemäße Bienenhaltung wurde vom Verein Mellifera e. V., der Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung, entwickelt.

Diese Art der Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks. Flügelschneiden und künstliche Königinnenzucht sind tabu. Die Bienen dürfen ihre Waben selbst bauen und sich über den natürlichen Schwarmtrieb vermehren. Ziel der wesensgemäßen Bienenhaltung ist eine langfristige Stärkung der Bienengesundheit und nicht die Maximierung des Honigertrags.

Die Vereinigung belebte mit der Bienenkiste eine altbewährtes Konzept wieder: den Krainer Bauernstock, eine längliche Kiste, in der das Bienenvolk lebt. Die Insekten bauen ihre Waben an den Deckel. Im hinteren Drittel der Kiste befindet sich der Honigraum, der im Frühsommer für die Sammelbienen geöffnet wird. Nur dieser Honig ist es, der im Sommer geerntet wird. Der Rest bleibt als Vorrat für die kalte Jahreszeit im Stock.

Biene Naturwabenbau
Naturwabenbau für die Bienengesundheit (Foto: Mellifera e. V.)

Bienenhaltung ist weder zeitaufwendig noch kompliziert

Diese wesensgemäße Bienenhaltung kommt vielen Freizeitimkern entgegen, denn sie ist nicht besonders zeitaufwendig (die Netto­Arbeitszeit pro Jahr bei einem Bienenvolk liegt nach Auskunft der Experten bei rund 15 Stunden). Dennoch ist es notwendig, dass man sich ausreichend mit dem Thema Bienenhaltung beschäftigt und das Bienenvolk im Jahresverlauf gut betreut, schließlich übernimmt man als Imker die Verantwortung für Lebewesen.

Theoretisches Wissen und praktische Informationen vermitteln Imkerkurse in verschiedenen Regionen. Veranstaltungen und Termine rund um das Thema Bienenkiste gibt es hier. Wichtig ist, dass die Bienen die ganze Saison über ein ausreichendes Angebot an blühenden Pflanzen haben.

Bienenkiste: Selbstbau oder Kauf

Die Bienenkiste können Sie sich entweder selbst bauen (hier geht es zur Bauanleitung) oder bei Mellifera e. V. im Onlineshop bestellen (hier geht es zum Onlineshop).

(Titelfoto: pusteflower9024 – stock.adobe.com )