Selbstgemachter Strom vom Balkon
Die Energiekosten werden immer höher. Also machen wir jetzt unseren Strom selbst. Kleine Photovoltaikanlagen, die auf dem Balkon oder der Gartenhütte befestigt werden, machen das möglich.
Mini-Photovoltaikanlage, Balkonkraftwerk, Guerilla-PV oder auch steckerfertige PV-Systeme – hinter diesen Begriffen verbergen sich kleine Solarmodule, die ganz einfach auf dem Balkon, dem Carport, auf der Gartenhütte oder an der Fassade angebracht und direkt mittels Stecker in einen eigenen Stromkreis im Haus eingebunden werden.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Scheint die Sonne, kann der selbst produzierte Strom direkt im eigenen Haushalt genutzt werden. Nur noch der zusätzlich benötigte Strom wird vom Netzbetreiber bezogen. Die Mini-Photovoltaikanlagen werden als Plug-and-play-Lösung für den Selbsteinbau angeboten. Doch für den sicheren Betrieb müssen zuerst die technischen Voraussetzungen geschaffen werden.
- Expertentipp
- Für einen sicheren Anschluss sind spezielle Energiesteckdosen notwendig
- Die Mini-Photovoltaikanlagen bestehen aus einem PV-Modul mit integriertem Wechselrichter und einer Anschlussleitung mit Stecker. Da die kleinen Kraftwerke nicht wie normale Elektrogeräte Strom aus dem Netz beziehen, sondern Energie erzeugen, ist ein Anschluss an eine herkömmliche Haushaltssteckdose nicht zulässig. Sonst kann es schnell zu einer Überlastung des Stromkreises kommen und im schlimmsten Fall ein Brand entstehen. Außerdem besteht das Risiko, einen elektrischen Schlag zu erleiden, wenn man mit den Kontakten von herkömmlichen Steckern in Berührung kommen würde.
- Michael Conradi von der Initiative ELEKTRO+
Um die Anlage sicher betreiben zu können, tauscht ein E-Handwerker die bisherige vorhandene Steckdose gegen eine spezielle Energiesteckdose aus. Das ist auch nachträglich mit wenig Aufwand möglich. Außerdem muss der Fachmann überprüfen, ob der Stromkreis für die Energieeinspeisung aus dem Solarmodul ausreichend dimensioniert und abgesichert ist.
- Expertentipp
- Die Stromerzeugung muss richtig erfasst werden
- Auch wenn der Strom von den kleinen PV-Systemen hauptsächlich im eigenen Haushalt verbraucht wird, ist es technisch möglich, überschüssige Energie in das öffentliche Netz einzuspeisen. Daher ist für den Betrieb die Installation eines Zweirichtungszählers notwendig. Ein normaler Zähler ist nicht ausreichend. Wird der Strom ins öffentliche Netz eingespeist, würde ein herkömmlicher analoger Zähler rückwärtslaufen. Das wäre Betrug, da erbrachte Leistung vom Netzbetreiber damit unterschlagen wird. Den Austausch des alten Zählers gegen einen Zweirichtungszähler können Eigentümer gemeinsam mit ihrem Elektrohandwerker direkt beim Netzbetreiber beantragen.
- Andreas Habermehl vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH)
Meldepflichten beachten
Die kleinen Balkonkraftwerke fallen wie die großen PV-Anlagen unter das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Daher sind auch die steckerfertigen PV-Systeme sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim zuständigen Netzbetreiber meldepflichtig.
Wichtig: Mieter müssen vor der Installation einer Mini-Photovoltaikanlage die Erlaubnis ihres Vermieters einholen, da dieser für die Sicherheit der elektrischen Anlage verantwortlich ist.
Einen ersten Überblick über die wichtigsten Aspekte zu den steckerfertigen PV-Systemen gibt die Initiative ELEKTRO+ in einem neuen Infoflyer, der unter www.elektro-plus.com zum kostenlosen Download bereit steht.
(Titelfoto: epr/solarcarporte.de)