Alte Heizung

Klimapaket und Gebäudeenergiegesetz: Welche Heizung kann ich mir noch leisten?

Klimapaket, Gebäudeenergiegesetz und insbesondere das Ölheizungsverbot versetzen Hausbesitzer in Unruhe. Welche Art von Heizung kann man überhaupt noch installieren? Werden bald auch Gasheizungen verboten? Und reichen erneuerbare Energien überhaupt aus, um die heimischen vier Wände warm zu bekommen? Tatsächlich gibt es für die Heizung eine ganze Reihe Regeln, Vorschriften und Gesetze. Und ein Blick in sie zeigt: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.


Frank Urbansky, Leipzig


Heizung Oel
Eine Ölheizung kann auch weiterhin betrieben werden. (Foto: IWO)

Zunächst eine Entwarnung für alle, die Angst vor einem Ölheizungsverbot haben: Es gibt kein Verbot! Stattdessen gibt es ein Einbauhemmnis für Ölheizungen im Neubau. Wer in seinem Haus bereits eine Ölheizung laufen lässt, kann dies auch weiterhin tun und die Heizung bis Ende 2025 durch ein modernes Öl-Brennwertgerät ersetzen. Diese nutzen die Wärme aus Abgasen, die sonst einfach via Schornstein in der Luft entschwindet. Von einem Verbot keine Spur. Und selbst nach 2025 gibt es noch viele Ausnahmen. Die wichtigste: Nutzt man anteilig zur Wärmeerzeugung eine Solarthermieanlage, ist auch ab 2026 eine neue Ölheizung möglich. Und da, wo weder Gas noch Fernwärme anliegen, was für gut 3,1 Millionen der rund 5,6 Millionen Ölheizungen zutreffen dürfte, darf der Ölbrenner auch weiterhin sein Werk verrichten.

Fernwärme immer teurer

Wer jedoch die Möglichkeit zu einem Wechsel hat, wird ab 2026 wohl oder übel auf Fernwärme oder Gas umsteigen müssen. Fernwärme ist dann nur die zweitbeste Möglichkeit. Ein langfristiger Kostenvergleich zeigt: Nach der Stromdirektheizung, also den guten (oder aus finanzieller Sicht eher schlechten) alten Nachtspeicheröfen, ist Fernwärme die teuerste Möglichkeit zum Heizen. Kein Wunder, denn Fernwärme wird in Deutschland immer nur von einem Anbieter in einem Gebiet betrieben. Es herrscht also faktisch ein Monopol. Und das äußert sich in den Preisen, wie der folgende mehrjährige Vergleich zeigt.

Preis Brennstoffkosten
(Grafik: Jens Luniak)

Ein Umstieg auf Gas kann also lohnend sein. Denn seit etwa 2010 liegen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Brennstoffkosten für Gas in aller Regel unter denen von Heizöl. Das Fachmagazin Brennstoffspiegel erhebt diese Daten jeden Monat. Demnach kostet derzeit eine Kilowattstunde (kWh) Erdgas 6,31 Cent, eine kWh Heizöl 6,74 Cent. Legt man ein Einfamilienhaus mit einem mittleren Bedarf von 20.000 kWh im Jahr zugrunde, ergeben sich bei Erdgas Heizkosten von 1.262 Euro, beim Heizöl hingegen von 1.348 Euro. Mit Erdgas lassen sich also 86 Euro sparen. Übrigens: Fernwärme kostet 8,21 Cent, das sind also 1.642 Euro im Jahr. Leider gibt es in einigen Kommunen Anschlusszwänge. Das heißt: Ein Hausbesitzer kann zu einem teuren Fernwärmeanschluss gezwungen werden. Wer sich dagegen zur Wehr setzen will, findet auf dieser Website Hilfe: www.freie-waerme.de

Tank Technik
Ölheizungen und Pelletheizungen brauchen immer einen Tank. Wo der Platz dafür nicht verfügbar ist, können sie nicht installiert werden. (Foto: ZVSHK)

Mehr Platz ohne Tank

Entscheidet man sich für den Brennstoff Gas, spart man auch Platz, denn eine Erdgasheizung braucht keinen Tank. Allerdings muss man die Anschlussgebühren für die Zuleitung zum Haus bezahlen (das gilt auch für Fernwärme). Das ist meist ein vom jeweiligen Netzbetreiber abhängiger Betrag, der bis zu 2.000 Euro betragen kann. Aber den zahlt man nur einmal. Die Gasheizung selbst – Brennwerttechnik ist inzwischen in Deutschland Pflicht – ist für gut 6.000 Euro zu haben. Hinzu kommen noch die Kosten für Montage und einen neuen Schornstein, der aber in einen alten eingezogen werden kann. Insgesamt kommt man so auf gut 8.000 Euro.

Wer nicht die Möglichkeit eines Gas- oder Fernwärmeanschlusses hat, muss sich – abgesehen von den oben genannten Ausnahmen – etwas anderes einfallen lassen. Versüßt wird das jedoch immer durch den Staat mit einer Art Abwrackprämie, die am 1. Januar 2020 als „Austauschprämie“ für alte Ölheizungen in Kraft getreten ist. Mit der Prämie übernimmt das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis zu 45 Prozent der Investitionskosten, wenn bei einem Kesseltausch ein klimafreundlicheres Modell auf der Basis erneuerbarer Energien eingebaut wird. Wer seine Ölheizung etwa durch eine Wärmepumpe oder eine Biomasseanlage ersetzt, erhält den Zuschuss in voller Höhe. Für eine Erdgas-Hybridheizung mit einem erneuerbaren Anteil von mindestens einem Viertel – beispielsweise über die Einbindung von Solarthermie – gibt es einen Investitionszuschuss von 40 Prozent.

Pelletheizung – rein erneuerbare Lösung

In Frage für einen solchen, auch steuerlich wirksamen Wechsel kommt etwa Biomasse, hier am besten in Form einer Pelletheizung. Neben einem großen Vorteil, nämlich die geringen Brennstoffkosten dieser rein erneuerbaren Energie, gibt es jedoch auch einen großen Nachteil: die Komplexität der Technik. Das macht sie nicht nur teuer – die Kosten belaufen sich auf etwa das Doppelte eines Gaskessels – sondern auch wartungsaufwendig. Zudem braucht man ein recht großes Lager für die Pellets. Diese Lösung entfällt also, wo dieser Platz einfach nicht vorhanden ist. Da es sich bei Biomasse um einen Festbrennstoff handelt, muss hier auch der Schornsteinfeger zweimal im Jahr nach dem Rechten sehen. Bei der Gasheizung kommt er nur einmal alle zwei Jahre.

Bleibt noch eine weitere Lösung: die Wärmepumpe. Im Bestand kommen fast immer sogenannte Luft-Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz. Sie haben den Vorteil, dass für sie keine Löcher in die Erde gebohrt oder Brunnen geschachtet werden müssen. Allerdings sind sie auch weniger effizient, da sie mit der Außenluft als Umgebungstemperatur arbeiten. Und die schwankt nun einmal – im Gegensatz zur Temperatur des Erdreichs oder des Grundwassers, die ebenfalls als Wärmequelle genutzt werden kann.

Wärmepumpen bei guter Dämmung

Moderne Luft-Wärmepumpen schaffen eine Vorlauflauftemperatur von 75 °C, die etwa nötig ist, um Heizkörper zu beliefern. Ein Umbau eines älteren Hauses auf Flächenheizungen, dem natürlichen Partner der Wärmpumpe, ist also nicht unbedingt nötig, aber möglich. Allerdings: Wärmepumpen sollte man nur dort einsetzen, wo der Wärmebedarf von vornherein schon geringer ist. Also sollte das Haus wenigstens gut gedämmt sein. Ansonsten kann sie sich zum Kostengrab entwickeln. Denn: Der Strom für die Wärmepumpe (bei einem guten Tarif können das 18 Cent je kWh sein) ist immer noch dreimal so hoch wie die kWh für eine Gasheizung. Legt man eine Jahresarbeitszahl von 3 zugrunde (aus einer kWh Strom entstehen demnach drei kWh Wärme), spart man mit einem Umstieg also keineswegs an Brennstoffkosten, diese sind vergleichbar. Hinzu kommen beim Dauerbetrieb noch die Geräusche, mit denen man die Nachbarn nervt. Schließlich muss die Wärmepumpe die Luft, mit der sie arbeitet, ansaugen.

Im Winter kann es gut sein, dass die Wärmepumpe rund um die Uhr arbeiten muss, um das Heizsystem auf das für wohlige Wärme notwendige Temperaturniveau zu heben. Wenn man bei einem Haus aus den 80er Jahren mit einer leichten Dämmung 25 kW Heizlast zugrunde legt, ergibt das an 24 Stunden Kosten von gut 11 Euro am Tag. Bei einem langen Winter mit 30 Tagen um den Gefrierpunkt (die es hier allerdings nur noch im Alpenraum zu geben scheint) sind das allein 300 Euro fürs Heizen in einem Wintermonat. Doch das ist fast eine Milchmädchenrechnung. Die 18 Cent gelten nur für den Wärmepumpentarif, der meist in der Nacht zählt. Läuft die Wärmepumpe am Tag, ist der volle Tarif zu berappen. Und der liegt bei 30 Cent. Die Kosten liegen dann liegen 480 Euro – in nur einem Monat!

Kesseltausch
Pufferspeicher gehören zu jedem modernen Heizsystem. Sie können die Tagesernte der Solarthermie etwa in die Abendstunden verschieben. (Foto: ZVSHK)

Doch das kann man vermeiden – mit einem Pufferspeicher. Warmes Wasser wird für wenigstens 48 Stunden fast verlustfrei aufbewahrt und bei Bedarf abgezapft. Dieser Speicher kann von der Wärmepumpe nachts beliefert werden und tagsüber oder abends, wenn der teure Tarif gilt, wird nur die Wärme des Pufferspeichers genutzt. Die Wärmepumpe hat dann frei.

Fazit:

Nicht jede Heizung passt bei einem Heizungswechsel in jedes Haus. Entscheidend ist der Wärmebedarf, der sich nach der Anzahl der Bewohner, deren Gewohnheiten, dem Dämmzustand und der Art der Heizungsverteilung richtet. Am besten zieht man einen Fachmann zurate, der nicht unbedingt der eigene Heizungsmonteur sein sollte. Denn der baut gern das ein, was er kennt. Und das muss nicht immer die optimale Lösung sein.

(Titelfoto: Animaflora PicsStock-stock.adobe.com)